Driiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing! Mit einem Enthusiasmus, den auch der beste Autor nicht in unter 30 Zeichen schildern konnte, zerriss die Türklingel die Stille in der kleinen Wohnung im ersten Stock. Genervt erhob sich Hermann von seinem Manuskript.„Ist Gewürznelke überhaupt ein echtes Wort …?“, grübelte er in Gedanken an die roten Linien des Rechtschreibprogramms, während er zur Tür schlurfte.
Draußen stand Sabine, seine beste Freundin.
Wie in Zeitlupe beobachtete Hermann, wie Sabines Lippen zu zittern begannen. Ihre Nasenlöcher weiteten sich, als sie tief Luft holte. Erste Tropfen quollen aus ihren Augen hervor, ehe sich schluchzende Niagarafälle auf seine Fußmatte ergossen.
„Sabi, was…?“
„Er … er … er …“ Sabine rang nach Luft.
„Komm rein.“ Hermann machte gleichzeitig Platz und eine ausholend einladende Handbewegung.
Sabine japste, keuchte, trat ein und hängte ihre schwarze Jacke mit mäßigem Erfolg an seine Garderobe. Bereits Sekunden später landete sie wieder auf Hermanns Teppichboden. Sabine machte keinerlei Anstalten, sie aufzuheben. „Herri … er … er hat …“
Hermann seufzte ergeben und hob die Jacke auf. „Komm, setz dich aufs Sofa und beruhige dich erst einmal. Ich hol dir was zu trinken.“
Er musste Sabine den Weg nicht zeigen, tausendmal war sie schon hier gewesen. Während er in der kleinen Küche ein Glas mit Wasser füllte, hörte er, wie sich Sabine schwer auf das Sofa in seinem Wohn- und Arbeitszimmer fallen ließ und weiter schluchzte.
Sekunden später nahm er neben ihr Platz und reichte ihr das Wasserglas.
Sabine trank mit großen, gierigen Schlucken, verschluckte sich, hustete.
Hermann nahm ihr das Glas ab, strich ihr über den Arm.
Sabine atmete tief ein.
„Erzähl.“
„Herri … er … er hat mich …. er hat sich …. einfach so …“
„Wer?“ Hermann rückte seine Brille zurecht und verkniff sich den wehmütigen Blick zu seinem Manuskript.
„Manni …“
„Der aus der Disco?“
„Genau.“ Wieder begann Sabines Unterlippe zu zittern. „Er hat gesagt, er liebt mich …. aber … aber dann … ich hab ihn geküsst. Und er … er hat … “ Wie ein Vulkan brach es aus ihr hervor, ein weiterer Heulkrampf schüttelte ihren Körper.
Wie von selbst schlossen sich Hermanns Arme um sie, ihr Kopf ruhte schwer an seiner Brust.
„Schhhh“, machte Hermann und strich ihr über den Rücken.
Sabine beruhigte sich, griff nach dem Wasserglas.
Hermann gab sie frei.
Eine Träne nach der anderen lief über Sabines Wange, vorbei an Nase und Mund, tropfte wagemutig vom Kinn hinab auf das weiße Top, wo ein Schaf alles doof fand, was man aber von der Pracht …
Hermann wandte seinen Blick ab, zum Fenster, wo auch die Natur nicht in besserer Laune war – es hatte zu regnen begonnen.
Sabine atmete tief ein, nahm einen neuen Anlauf. „Ich hab ihn geküsst und er hat sich in ein GOTTVERDAMMTES ROSA SCHWEINCHEN MIT FLÜGELN VERWANDELT!“
—-
Dieser Text entstand im Rahmen der 3. Clue Writing Blogparade. Beim Clue Writing werden ein Setting und mehrere Begriffe für eine Geschichte vorgegeben. Das Setting ist verpflichtend, die Begriffe müssen im Text vorkommen.
Das Setting für diesen Text war „Wohnblock“, die vorgegebenen Clues (allesamt im Text unterstrichen) waren „Flügel“, „Schaf“, „Enthusiasmus“, „Teppichboden“ und „Gewürznelke“.
Witzig!!! Vor allem die wörtliche Rede finde ich klasse!
Hallo Tim,
vielen Dank! Es freut mich sehr, dass dich mein Text erheitern konnte! :-)
Nett, aber irgedwie… nya nicht gerade einer deiner besten Texte, ich glaube das hättest du auch besser gekonnt. Aber trotzdem <3 Lg Moana
Liebe Moana,
ich stimme dir zu: Einer meiner besten Texte ist das nicht.
Es ist das erste Mal für mich, dass ich sowas wie Clue Writing ausprobiert habe und dass ich bestimmte Wörter fix im Text unterbringen musste, war dann auch was völlig neues für mich, nicht zuletzt, weil ich dadurch auch nicht ganz so plotten und arbeiten konnte, wie ich es gewohnt war.
Aber es war eine interessante Erfahrung und hat Spaß gemacht. Wie sagt man so schön? „The first Crêpe is always crap.“ So schlimm ist es hier hoffentlich nicht, aber es wäre einen zweiten Versuch sicherlich wert :-)
Versuch dich ruhig weiter daran, Übung macht den Meister. Es ist aufjedenfall eine interessante Idee, vielleicht probiere ich es auch mal :) Und von diesem Sprichwort hab ich ja noch nie gehört, wo hast du denn das her XD Lg Moana
Da fragst du mich jetzt was ^^
Ich hab keine Ahnung, wo das Sprichwort herkommt oder wo ich es aufgeschnappt habe.
Die Pointe! :D
Die kam unerwartet, oder? ;-)
Pingback: Die dritte Clue Writing Challenge geht zu Ende | Clue Writing