Leinen los

Conrad saß auf der kleinen Bank, oben auf der Klippe. Er atmete tief ein, roch das Meer unter sich, spürte die frische Brise auf seiner Haut. Unten am Hafen entrollten sich soeben die Segel an einer stolzen Galeone, die zu neuen Abenteuern in See stach. Ja, hier war der perfekte Ort. In ihm regte sich der Drang, zog ihn zum Papier. Er tunkte den Federkiel in das kleine Tintenfässchen, glättete den Bogen Papier und begann …

Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!

Wie eins in den Winden.
sich wölbt und bewegt,
wird auch das Empfinden
des andern erregt.

Begehrt eins zu rasten,
Das andre geht schnell,
so …

„Hey!“ Fassungslos starrte er hinunter auf die Bucht, wo der Wind eben noch seine perfekte Paarmetapher geküsst hatte, reichte soeben eines der Segel die Scheidung ein und flog davon …

 


Dieser Text entstand unter Verwendung des Gedichtes „Zwei Segel“ von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898). Das Originalgedicht findet sich hier.

 

Werbung